Die Bosse der drei großen amerikanischen Autohersteller waren zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in Washington Milliarden schnorren. Die europäische Autoindustrie tut nämliches in Brüssel. Nach Jahren fetter Gewinne (Wo sind die eigentlich? Ach ja, bei den Aktionären?) bei gleichzeitigem Personalabbau sind wir alle nun aufgerufen, General Motors, Merzedes Benz und Co zu retten. Leisten auch Sie Ihren Beitrag und legen Sie ein Auto unter den Weihnachtsbaum!

Das geht ganz leicht. Wenn Sie Aktionär eines Automobilherstellers sind, verkaufen Sie jetzt Ihre Aktien und nehmen den Erlös (zugegeben, momentan eher mickrig – aber dafür freut sich der Käufer Ihrer Wertpapiere) und die Dividende der letzten Jahre und schenken Ihren Lieben jeweils einen Neuwagen Ihrer Wahl. Achten Sie aber darauf, dass der neue fahrbare Untersatz zur Persönlichkeit des Beschenkten passt. Es hat keinen Sinn, einer Volksschullehrerin einen Maserati vor die Tür zu stellen. Opa hingegen freut sich, unabhängig von der Höhe seiner Pension, garantiert über einen 400 PS starken Bentley.

Sollten Sie zur glücklichen Mehrheit derer gehören, die keine Anteile an einem maroden Automobilhersteller ihr eigen nennen, haben Sie sich natürlich die aktuellen Kursverluste erspart und können guten Gewissens Ihr Sparbuch auflösen, eine Hypothek auf Ihr Haus aufnehmen oder sich ganz einfach einen Teil des Geldes ausleihen, dass Sie als Steuerzahler in den letzten Wochen den Banken zu deren Rettung zur Verfügung gestellt haben. Abhängig vom Geschmack Ihrer Lieben sollten sich da durchaus ein Porsche Cabrio für den Sohnemann und ein bärenstarkes SUV für den Stadtverkehr ausgehen. Auf diese Weise retten Sie nicht nur die Autoindustrie, sondern praktischer Weise gleich uns alle.

Und sollten sich die Kreditraten, für die Sie künftig arbeiten, wider Erwarten doch nicht ausgehen, weil Sie beispielsweise einem Personalabbauprogramm zum Opfer fallen, lassen Sie den Kredit einfach platzen. Das machen dann eh alle, die Banken geraten in Schwierigkeiten, es kommt zur globalen Finanzkrise, die Regierungen der Welt sind zum Handeln gezwungen und stützen die Banken dann mit Ihrem Steuergeld. Die Schulden haben Sie dann zwar immer noch, aber sowohl Autoindustrie als auch globales Finanzsystem sind gerettet und werden sich garantiert dankbar erweisen – oder auch nicht!

Originally posted 2008-12-10 22:00:37.