München – Nach 25 Jahren wird die ARD-Kult-Vorabendserie Linderstrasse abgesetzt. Dem Format bleibt man aber treu: Ab Januar 2011 wird unter dem Titel „Kellergasse“ weiterhin Folkloristisches am Sendeplatz zu sehen sein. Der Ort der Handlung wandert aber von München ins niederösterreichische Amstetten, wo das Publikum in gewohnter Weise Einblick „in die Alltagsprobleme ganz normaler Menschen, wie du und ich“ erhält, wie es in einer Aussendung der ARD heißt. Im Mittelpunkt steht der Amstettener Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller gefangen hält und sieben Kinder mit ihr zeugt. Die Sensation: Als Hauptdarsteller konnte Hollywoodstar Donald Sutherland für einen Fünfjahresvertrag gewonnen werden.

„Die Lindenstrasse war deshalb so erfolgreich, weil sie unglaublich langweilig war“, erklärt Alois Steinbichler, Sprecher des Bayrischen Rundfunks, das Geheimnis der öden Langzeit-Success-Story. Darin hätten sich die Menschen wieder gefunden, die Tristesse ihres eigenen Lebens erkannt. „Das macht Spaß, weil es nicht überfordert. Aber die Zeiten ändern sich. Die meisten Menschen leben mittlerweile spannender als die Protagonisten in der Lindenstrasse, wie das Beispiel des realen Vorbilds Josef Fritzl aus Amstetten anschaulich vor Augen führt“, so Harald Spanner, Sprecher der ARD. Das Leben finde eben nicht mehr nur über der Erde statt „und das wollen die Menschen sehen!“

Dass Donald Sutherland, der Fritzl verblüffend ähnlich sehe, für die Hauptrolle gewonnen werden konnte, sei natürlich eine Sensation und werde der Serie von Anfang an einen „Boost“ verpassen. Es gehe immerhin darum, den Sendeplatz einer Kultserie zu besetzen, aber man sei zuversichtlich, dass auch das Experiment, die Vorabendunterhaltung in Österreich spielen zu lassen, vom Publikum angenommen werde. „Die Menschen wissen mittlerweile, dass man hinsichtlich extremer Lebensführungen in Österreich einfach schon etwas weiter ist“, so Steinbichler.

Originally posted 2010-12-06 11:13:22.