Mann entrüstet! Er soll sich in der stillsten Bürozeit des Jahres frei nehmen

18. Oktober 2012 | Von | Kategorie: Wirtschaft

Graz – Zwischen Weihnachten und Neujahr sei bei ihm in der Firma überhaupt nichts zu tun, erklärt der 47jährige Büroangestellte Werner K. gegenüber engen Freunden beim Frühschoppen am zweiten Weihnachtstag. Er sehe daher nicht ein, warum er sich ausgerechnet die stillste Zeit im Jahr frei nehmen solle. In den vergangenen Jahren hätte er sich stets hervorragend erholt, sich mit neuen elektronischen Geräten, die er zu Weihnachten bekommen habe, vertraut gemacht und sich bereits am frühen Nachmittag in Kaffeehäusern mit Freunden getroffen. Zudem hätten seine Kinder schulfrei, die Eltern seiner Frau seien zu Besuch und auch sonst der Aufenthalt zu Hause vor 21:00 Uhr schlicht unzumutbar.

Wie Werner K. leiden immer mehr Arbeitnehmer unter zunehmenden Wünschen ihrer Arbeitgeber, die Woche nach Weihnachten Urlaub zu nehmen, weil da „weniger los sei“, wie es zum Teil recht unverblümt heißt. Das ruft nun die Gewerkschaften auf den Plan: „Das wird es mit uns sicher nicht spielen, dass unsere Leute womöglich dann arbeiten sollen, wenn es viel zu tun gibt“, zeigt man sich im ÖGB kämpferisch. Man werde solchen Methoden aus dem vorindustriellen Zeitalter mit Entschlossenheit entgegentreten.

Arbeitgeberseitig wird hingegen argumentiert, dass Mitarbeiter letztlich ja zur Erledigung der anfallenden Arbeit eingestellt würden, und es jedem Unternehmen im Wettbewerb schade, wenn man nur mehr arbeite, wenn es gerade nichts zu tun gebe. Auch verweist man auf anderen Branchen und Sektoren, wie beispielsweise den Handel oder Krankenhäuser. Im ÖGB will man davon nichts wissen, könne sich einen Kompromiss aber durchaus vorstellen: „Wenn die Arbeitgeberseite bereit ist, auch in Spitzenzeiten ein stressfreies Ambiente zu schaffen, das jenem zwischen Weihnachten und Neujahr gleicht, dann lassen wir sicher mit uns reden“, heißt es aus der Gewerkschaft.

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Originally posted 2010-12-27 15:31:09.

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