Täglich zur Fußball-EM: Die Mannschaften, ihre Stars und ihre Chancen: Tschechien – der Inbegriff des Jausengegners!
21. Juni 2012 | Von Michael Schiebel | Kategorie: SportTschechien ist eine ehemalige österreichische Provinz, die im Regenschatten des Erzgebirges und des Böhmerwalds ihr Dasein fristet. Die Europameisterschaft wird relativ spurlos an Tschechien vorübergehen, denn im Norden versperren die Sudeten die Aussicht auf Polen, im Osten die Karpaten den Blick auf die Ukraine. Dafür sorgen die Randgebirge für eine klimatisch begünstigte Beckenlage, in der sich Gastgarten um Gastgarten an sanfte Hügel, malerische Hopfenfelder und imposante Atomkraftwerke schmiegt. Die Bewohner der Gastgärten heißen Tschecheranten (tschechisch Čecheránskýs) und haben den weltweit höchsten pro Kopf-Verbrauch an Bier. Damit sind die Čecheránskýs die unangefochtenen Schluckspechte unter den EM-Teilnehmern. Ob der reichliche Konsum des isotonischen Durstlöschers erfolgsversprechend ist, wird sich im Laufe des Turniers zeigen. Ganz sicher aber werden die Čecheránskýs jede Menge Spaß bei der Endrunde haben.
Spielanlage:
Auf Grund des übermäßigen Bierkonsums sind die Leistungen der Čecheránskýs stark schwankend: an einem guten Tag spielen sie sich in einen wahren Rausch und jeden Gegner schwindlig. Dann bereiten die Čecheránskýs auch höher eingeschätzten Teams großes Kopfzerbrechen. Wenn aber der Nachschub mit Bier versiegt, schwinden die Siegeschancen rapide und das Ergebnis ist ernüchternd. Im Lexikon des Fußballs haben sich die Čecheránskýs mit dem “Spitz” verewigt: da im Zustand einer leichten Alkoholisierung ein Vollspannschuss ein gefährliches Manöver ist, kicken die Čecheránskýs den Ball bisweilen mit der Schuhspitze weiter. Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an den berühmten “Spitz von Izmir” des tschechischen Jahrhundertfußballers Herbert Prohaska.
Stars:
Die Zeiten, als Tschechien mit großen Namen aufwarten konnte, sind allerdings passé. Einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen noch Petr Čech und Tomáš Rosický, die in der englischen Premier League ihr Bier trinken. Der Rest des Teams setzt sich aus anonymen Alkoholikern zusammen, die bei Viktoria Pilsen ihr flüssig Brot verdienen. Irlands Teamchef Giovanni Trapattoni analysierte auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Europameisterschaft trocken, dass die tschechischen Spieler schwach wie eine Flasche leer sind.
Chancen:
Bei allem Tatendurst: Tschechien ist der Inbegriff des Jausengegners. Das liegt nicht nur an den vielen Mehlspeisen, die die üppige Landschaft widerspiegeln. Jederzeit kann man dem Team mit geringem Aufwand ein paar Tore einschenken, nach dem Spiel geben dann die Čecheránskýs einen aus. Für Harakiri auf dem Hradschin in Form des beliebten Fenstersturzes gibt es aber trotzdem keinen Anlass, denn für Tschechien spricht die günstige Auslosung in der Gruppe A. Polen, Russland und Griechenland lassen sich schließlich auch auf einem Bierdeckel ausspielen. Spätestens im Viertelfinale wird aber Schluss mit lustig sein.
Daumendrückfaktor für echte Österreicher:
Die Aufstellung der Čecheránskýs liest sich wie das Who is Who des Wiener Telefonbuchs. Während der Osten Österreichs mehr oder weniger geschlossen hinter seinen Ziegelbehm stehen dürfte, hält sich die Euphorie in den inneralpinen Tälern in engen Grenzen: das ergibt durchschnittliche 3/5 Punkten.
salamiNEWS -Experte Mario Orsolics :
Die Tschecheranten san ned schlecht beinand, aber aa nix Besonderes. Also die san scho okay, aber halt nix Übergewöhnliches. Und Deitsch müssen’s lernen, weil alles andere interessiert mi ned!
Für salamiNEWS exklusiv aus dem Teamquartier der Tschechen in Budweis: Andreas Überberger
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