Täglich zur Fußball-EM: Die Mannschaften, ihre Stars und ihre Chancen: Portugal – fad, fader, Fado!

27. Juni 2012 | Von | Kategorie: Sport

Portugal liegt im Südwesten der iberischen Halbinsel und ist der staubige Hinterhof Spaniens. Das Armenhaus Europas erlebte eine kurze Blütephase als Seefahrernation und Kolonialmacht, bevor das schwere Erdbeben von 1755 das tief katholische Land erschütterte und um Jahrhunderte zurückwarf. Schulen und Krankenhäuser, Kirchen und Klöster, alles wurde dem Erdboden gleichgemacht, nur die Alfama, das Rotlichtviertel Lissabons, blieb von den Zerstörungen verschont. Für die Aufklärung in Europa erwies sich die Katastrophe als Glücksfall und entscheidender Denkanstoß. Die Portugiesen aber stellten das Konzept eines allmächtigen und gütigen Gotts, der solches Leid zulässt und ausgerechnet am Allerheiligentag so unbarmherzig zuschlägt, nicht in Frage und verharrten im Gebet. Das Ergebnis der rituellen Zuwendung an ein transzendentes Wesen kann sich sehen lassen: noch heute leidet Portugal an den Folgen des Erdstoßes und liefert sich mit Griechenland ein beinhartes Duell um die rote Laterne in der Europäischen Union.

Spielanlage:

Die Tristesse des Landes spiegelt sich im Fußball wider. Voller Inbrunst zelebriert Portugal den Fado, ein schon dem Namen nach äußerst ödes System, das die Sehnsucht nach besseren Zeiten weckt. Die Protagonisten der Langeweile nennt man Fadista. Sie erwarten sich für einen gelungenen Pass einen Zwischenapplaus und tragen ihre Angriffe deshalb langsam und bedächtig vor. Das lullt den Gegner wie den Zuschauer gleichermaßen ein. Traditionell bekreuzigen sich Fadista vor, während und nach dem Spiel. Eine Siegesserie bewirkt das nicht, im Gegenteil: im Zweifelsfall behält die landestypische Melancholie die Oberhand und das portugiesische Team ergibt sich seinem Schicksal.

Stars:

Der Fadista Número Eins ist zweifellos Cristiano Ronaldo, der gebenedeite Sohn der Blumeninsel Madeira. Die portugiesische Antwort auf den Heiland ist mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet und weiß den Ball geschickt in die Kreuzecke zu nageln. Daneben beeindruckt der begnadete Fußballer mit einem bronzefarbenen, athletischen Modellkörper und einem trostlosen Watschengesicht. Wenn sie einmal einen Mangel an Empathie verspüren wollen, dann schauen sie nach dem Ausscheiden Portugals Cristiano Ronaldo beim Weinen zu. Es wird sie bestimmt nicht zu Tränen rühren, denn bei niemand anderem macht das Zusehen beim Flennen so viel Spaß!

Chancen:

Vergeblich wurde die Mutter Gottes angerufen: auch bei der Auslosung der Vorrundengruppen war Portugal das Glück nicht hold und man erwischte mit den Niederlanden, Dänemark und Deutschland eine denkbar schwere Aufgabe. Die Fans reagierten mit Wehmut und stimmten ihre Klagelieder von neuem an. Versunken im Weltschmerz übersieht der Portugiese, dass der Verbleib im Turnier möglich ist: dazu muss das Team bloß nach einer Auftaktniederlage gegen Deutschland wieder auferstehen, um dann am dritten Tage der Gruppenspiele aufzusteigen in das Reich der besten Mannschaften Europas.

Daumendrückfaktor für echte Österreicher:

Frömmelnde Menschen, soweit das Auge reicht und Fátima, die kleine Schwester Mariazells: bei der Generation 80+ kommt Portugal richtig gut an. Auch für die heilige Kuh der Österreicher, das Auto, ist Portugal schlichtweg das Paradies, denn auf den Strassen Lissabons wird nicht gebremst, sondern gehupt. Trotzdem obsiegt beim gewöhnlichen Österreicher die Gleichgültigkeit – garniert mit einer Portion Schadenfreude bei dem Gedanken, dass Cristiano Ronaldo nach dem Ausscheiden Portugals wieder bittere Tränen vergießt! Wir notieren traurige 2/5 Punkten.

salamiNEWS -Experte José Mourinho:

Erst kommt Gott, doch danach komme ich. Portugal hat jetzt vor allem eines – einen Toptrainer bei Real Madrid!

Für salamiNEWS aus dem Beichtstuhl im Hieronymuskloster: Andreas Überberger

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