Zukunftskonzept für ORF fix: Statt 100 Millionen Verlust, 900 Millionen Gewinn!

20. April 2012 | Von | Kategorie: Kultur

Wien – Das mit Spannung erwartete Sanierungsprogramm, mit dem Alexander Wrabetz retten will, was scheinbar nicht zu retten war, nämlich seinen Kopf als ORF-Generaldirektor, wurde salamiNEWS eine Woche vor der entscheidenden Sitzung des Stiftungsrats exklusiv zugespielt. Wer dachte, Wrabetz laviere wieder nur herum, sieht sich eines Besseren belehrt. Kein Stein bleibt auf dem anderen.

„Ich gebe zu, mein Konzept, einfach allen in den Hintern zu kriechen, ist gescheitert”, gesteht Alexander Wrabetz gegenüber salamiNEWS . „Weder erstattet uns die Politik die Gebührenbefreiungen zurück, noch erlauben sie uns, die Werbezeiten und -formen auszuweiten.” Er könne daher für seine im Schnitt 90.000 Euro pro Jahr teuren Mitarbeiter nichts mehr tun und müsse nun seine eigene Haut retten, erklärt Wrabetz.

Dementsprechend brisant das noch geheime Strategiepapier: Gespart wird in allen Bereichen! Geht es nach den Plänen des ORF-Generals, soll aus einem Minus von 100 Millionen Euro im Jahr 2008 bei Einnahmen von fast einer Milliarde aus Gebühren und Werbung schon im Jahr 2009 ein dickes Plus von 900 Millionen Euro werden.

Insbesondere bei den Eigenproduktionen sind gravierende Änderungen geplant. So werde beispielsweise bei Dancingstars nur mehr ein Paar eingeladen und der Promi muss sich seinen Tanzkurs selbst zahlen. Auch werden die Juroren ihre TV-Präsenz künftig wie jeder reguläre Werbekunde zu zahlen haben, heißt es in dem Papier. Außerdem werden alle Nachrichtensprecher entlassen. Auf bewegte Bilder soll gänzlich verzichtet und stattdessen auf in Indien Stadt gefertigte Power-Point-Slides zurückgegriffen werden.

Auch bei den Lizenzgebühren wird der Rotstift angesetzt. Sie werden einfach einbehalten. Dazu werden Studio-Layout und einige Sendungselemente verändert, damit das ORF-Plagiat nicht als solches erkannt wird. So soll die Millionenshow künftig von einem Schimpansen moderiert werden. Ob das die Sendung entscheidend verändere, könne man zwar noch nicht einschätzen, Klagen sehe man aber gelassen entgegen.

Das Thema Lizenzen betrifft aber auch den ORF-Sport. Die Formel 1 soll auslaufen. Für das Samstag-Nachmittagsschläfchen sei stattdessen eine Diskussionssendung mit Expolitikern, moderiert von Heinz Prüller, in Planung. Der Champions-League Sendeplatz wird den Landesstudios für ihre Regionalligen frei geräumt. Darüber hinaus werden sich Sportkommentatoren und Kamerateams ihre Reisen, Hotels, Verpflegung und Eintrittskarten künftig selbst zahlen müssen, wie jeder normale Veranstaltungsbesucher auch, heißt es in dem Konzept.

Auch einem weiteren Geldfresser wird zu Leibe gerückt: Aktuelle Hollywoodproduktionen werden durch die Einblendung eines Standbildes mit Anfahrtsplänen zu DVD-Verleihs ersetzt. Im Übrigen werden ab 1.4.2009 ganze Tage aus den Siebziger Jahren beginnend mit dem 1.4.1979 einfach eins zu eins noch einmal gesendet. „Da sind sehr lustige Sachen dabei,” freut sich Wrabetz über die Nutzung des ORF-Archivs.

„Mit diesem Programm lösen wir auch das größte Problem des ORF – die Personalkosten.” Wrabetz rechnet vor, dass er das Konzept allein mit seinem Direktorium umsetzen könne. Alle anderen Mitarbeiter sollen bis Ende 2013 abgebaut werden. Über die Aufgabenteilung soll noch gesprochen werden. Fest steht bisher nur, dass Elmar Oberhauser das ORF-Archiv mit den Einspielungen aus den Siebzigern übernehmen soll.

Auch die Frage, ob man das ORF-Zentrum am Küniglberg saniere oder doch einen neuen Standort beziehe, sei geklärt. Man habe bereits mit Zustimmung des Stiftungsrats ein 200 Quadratmeter großes Objekt in Bratislava angemietet. Das Gewerbeobjekt in der Peripherie der slowakischen Metropole vor den Toren Wiens eigne sich als ehemalige Seifenblasen-Manufaktur ideal für die Content-Produktion und vermittle in allen Details Aufbruchstimmung. Einzig ORF-Sprecher Pius Strobl soll sein Büro in Wien im Cafe Landtmann behalten.

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Originally posted 2009-03-23 22:32:46.

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