Vancouver – Was Experten bereits mutmaßten, ist seit heute Realität: Die Olympischen Winterspiele in Kanada wurden nach dem zweiten Wettkampftag wegen fehlenden Interesses des heimischen – aber auch des internationalen Publikums an den TV-Geräten – abgesagt. Lediglich der Eishockey-Bewerb der Männer wird als Weltmeisterschaft weitergeführt.

„Nach verheerenden Quoten der Fernsehnetzwerke in den USA, aber auch in Europa, haben wir uns entschlossen, die Spiele abzubrechen“, bestätigt ein Sprecher des Organisationskomitees in Vancouver. „Dass wir hier vor Ort keine Zuschauer haben würden, war uns von Anfang an klar“, denn dafür seien „Schispringen, Langlaufen und Rodeln einfach zu fad“, heißt es wörtlich. Dass aber den Olympiasieg von Simon Ammann lediglich vier Fernsehzuseher im schweizerischen Engadin im Fernsehen verfolgten, war doch für alle enttäuschend. Die Organisatoren wollen aber wenigstens den olympischen Eishockey-Bewerb durchziehen und als Weltmeisterschaft werten. Die bisher vergebenen Medaillen müssen jedoch zurückgegeben und sollen zu Gunsten der Bill Gates Stiftung versteigert werden.

Aber nicht nur das fehlende Publikumsinteresse wird von Experten für die durchaus erwartete Entscheidung verantwortlich gemacht. Es sei einfach ein Unsinn, in Sportarten olympische Medaillen zu vergeben, die in einer Hand voll Ländern von etwa 250 Menschen weltweit ausgeübt wird, wie beispielsweise im Schispringen. Hier erster zu werden, sei sportlich etwa so wertvoll, wie niederösterreichischer Landesmeister im Bodenturnen zu werden. Darüber hinaus sei es einfach nicht fair, mit Übertragungen von solchen Wettbewerben ein weltweites Publikum zu langweilen. Die drei oder vier interessantesten Sportarten hätten aber die Chance, sich als Vorführbewerbe für die nächsten Sommerspiele zu bewerben, bestätigt das IOC. Eishockey beispielsweise werde ja sowieso das ganze Jahr über und vorwiegend in Hallen gespielt.