Katzenstefan nach 35 Jahren wieder in Wien: Da rockt der Islam!

17. Juni 2011 | Von | Kategorie: Kultur

Wien – Der Mann hat viele Namen, als Steven Demetre Georgiou wurde er in London geboren, als Cat Stevens berühmt und als Yusuf Islam gläubig – den passenden Bart hatte er schon. Letzte Woche war das Goldkehlchen nach gefühlten 200 Jahren wieder einmal in Wien und ließ Oma und Opa wohlig erschaudern. In der nicht ganz ausverkauften Halle rockte der Islam als wäre die Zeit stehen geblieben. salamiNEWS Kultur-Redaktrice hat sich die Katzenlegende LIVE gegeben.

Der Abend beginnt skurril: Platzanweiser 1 sagt: „Ich glaub, Sie müssen bei der 2. Tür rein.“ Da ruft Platzanweiser 2: „Ich glaub, Sie müssen hier rein.“ Ich antworte höflich: „Der Kollege glaubt, es ist die 2. Tür.“ „Der Kollege ist ein Trottel“, so die trockene Antwort. Darauf folgt eine exakte Erklärung, warum der Kollege ein Trottel sei, doch meine Aufmerksamkeit sinkt, während meine Nervosität steigt – bin ich doch etwas spät dran. Und es wird bereits dunkel in der Stadthalle, die Musik beginnt und ich stolpere im finsteren Saal durch die Sitzreihen. Ja, dem Islam wird im Sitzen gelauscht. Schließlich finde ich meinen Platz zwischen zwei beleibten älteren Herren. Der Sessel zwischen ihnen sieht sehr klein aus und ich denke mir mit einem Anflug von Verzweiflung: „Da muss ich rein?“

Alles geht, wenn man nur will. Die Katzenlegende beginnt unterdessen, zu singen. Sie singt von Frieden, Vögeln, Bäumen, einem jungen Mann namens Stormy, von Vater und Sohn. Lediglich auf Katzen wartet man vergeblich, was mich doch etwas enttäuscht. Viele seiner Lieder kennt man und obwohl der Halbzypriote sie wie gesagt vor etwa 200 Jahren geschrieben und erstmals zum Vortrag gebracht haben dürfte, klingen sie überraschend frisch – genau wie früher.

Im Gegensatz zu Katzenstefan oder auch Yusuf (griechisch für Katze) wirkt sein Publikum gereift: Alt-Achtundsechziger mit Bauch und Glatze sitzen gemütlich in den aufgestellten Sesseln und lauschen hingerissen den tiefsinnigen Texten, in denen immerhin einmal ein Hund Erwähnung findet. Doch nicht nur auf Katzen sondern auch auf die Verbrennung von Salman Rushdies Werk wartet das Publikum vergebens. Stefan singt einfach gut aufgelegt vor sich hin, während sich bei mir das Gefühlt verdichtet, dass ‚Morning has broken‘ schon Ende des 19. Jahrhunderts von Cowboys am Lagerfeuer gesungen worden sein muss. Außerdem soll es Hinweise geben, dass bereits Napoleon mit seinem Vater ‚Father and Son‘ im Duett gesungen haben soll – und zwar jedes Mal, wenn er einen neuen Feldzug vorbereitete. Diese Theorien lassen am vorgeblichen Geburtsjahr Yusufs – 1948 – erheblich Zweifel aufkommen.

Aber die Stimme von Stefan Cat Yussuf klingt jugendlich hell und frisch. Auch sein Aussehen ist nach wie vor jugendlich. Da nützt nicht einmal der plumpe Versuch, sich auf Alt-Rocker nach dem Vorbild ZZ Tops zu stylen. Die Haare, offensichtlich grau gefärbt und die Locken abgeschnitten, sowie der etwas zu lange und ebenfalls grau gefärbte Bart täuschen nur auf den ersten Blick. Bei näherer Betrachtung sieht man: Der schaut genauso aus, wie vor 30 Jahren, vor 40 Jahren und wie vor 100 Jahren.

So denkt sich mancher beim Nachhausegehen: Sollte ich wohl auch Moslem werden? Oder ist Cat doch ein Außerirdischer, der die letzten 35 Jahre auf seinem Heimatplaneten verbracht hat und uns diese Islamgeschichte jetzt nur aufbindet? Über solche und ähnlich bedeutende Fragen grübelnd lassen die Wiener Fans den Abend bei Bier und Käsekrainer ausklingen. Für mich steht fest: 2046 sehe ich ihn mir noch einmal an!

Für salamiNEWS exklusiv aus der Wiener Stadthalle: Sophie Neurath

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