Skandal bei Schlussfeier der Gehörlosen-Olympiade in Baku!

29. Mai 2012 | Von | Kategorie: Kultur

Baku, Wien – Mit einem handfesten Skandal gingen am Samstag die 22. Olympischen Spiele der Gehörlosen in Baku zu Ende. Kurz nach Beginn der Schlussfeier in der neu erbauten Baku Crystal Hall störten einige offensichtlich betrunkene Athleten und Betreuer den planmäßigen Ablauf der Zeremonie erheblich und verwandelten die Arena in ein Tollhaus. Die aserbaidschanischen Sicherheitskräfte waren danach nicht mehr in der Lage, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.

Die live zur besten Sendezeit übertragene Schlussfeier geriet so zu einem der größten Skandale in der Geschichte der olympischen Bewegung. Nach dem feierlichen Einzug der Mannschaften und einer schwungvollen Darbietung des alternden Schlagerstars Engelbert Humperdinck, der den offiziellen Song der Spiele “Love Will Set You Free” zum Besten gab, kam es zum Eklat. Mehrere vom Auftritt Humperdincks scheinbar animierte Medaillengewinner verließen die ihnen zugedachten Lounges, klauten herumliegende Mikrofone und stürmten auf die großzügig angelegte Bühne. Dort starteten die schwer alkoholisierten Sportler zu den gewöhnungsbedürftigen Klängen einer aserbaidschanischen Tanzkapelle ein Gehörlosen-Karaoke, eine Disziplin, die im Wettkampfprogramm eigentlich nicht vorgesehen war. Obwohl den Teilnehmern ein gewisses Bemühen nicht einmal abzusprechen war, führte das Geschrei und das Gegröle zu heftigen Gefühlswallungen im Publikum und einer Kakophonie entsetzlichen Ausmaßes.

Angesichts der Schreckensszenen kam es europaweit zu hunderttausenden Protestanrufen erboster Fernsehzuschauer, die sich im Hauptabendprogramm eine familientaugliche Sendung erwartet hatten. Den größten Sturm der Entrüstung entfachte dabei Lorine Talhaoui, die Siegerin des Damenbewerbs im Tontaubenschießen. Die taube Schwedin traf nicht einen Ton und freute sich auch noch überschwänglich über die aufgebrachten Reaktionen. Beinahe genauso viele Anrufer beschwerten sich über die russischen Physiotherapeutinnen, die mit ihrem Krawall ein warnendes Beispiel vor den Folgen jahrzehntelangen Alkoholmissbrauchs gaben.

Der Vorsitzende des aserbaidschanischen Olympischen Komitees, Ilham Aliyev, entschuldigte sich für die Vorfälle ebenso wie der auf Lebenszeit gewählte Präsident Aserbaidschans, Ilham Aliyev. Sondertruppen des Innenministeriums wären im Falle einer weiteren Eskalation bereit gestanden, so Aliyev. Man habe aber bewusst zurückhaltend agiert und auf ein Eingreifen verzichtet, um die ungerechtfertigten Vorwürfe, Asarbeidschan würde schonungslos gegen Randalierer vorgehen, ein für alle mal zu entkräften. Auch wenn das Dargebotene weit über der Schmerzgrenze lag, müsse es eine funktionierende Demokratie aushalten, wenn ein paar Betrunkene außer Rand und Band geraten.

In Österreich sprach der zuständige Minister Norbert Darabos von einer der schwärzesten Stunden in der Geschichte des Sports, betonte aber, dass sich das österreichische Team, das ohne Medaillen geblieben war, an dem Trinkgelage und den folgenden Ausschreitungen nicht beteiligt hat. Zumindest für die Alpenrepublik musste man sich also dieses Mal am Samstag nicht schämen.

Für salamiNEWS mit Wattestäbchen in den Ohren: Andreas Überberger

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