Verhandlungen mit einer Leberkäs-Semmel!

28. April 2009 | Von | Kategorie: Meinung

Kommentar – Im Zusammenhang mit den Vorschlägen von Unterrichtsministerin Claudia Schmid (SPÖ) wurden drei Dinge wieder einmal deutlich: Erstens, man kann Beamte nicht kündigen; zweitens: der Staat als Arbeitgeber kann nicht durch Insolvenz vom Markt verschwinden (samt seiner Arbeitsplätze) und daher drittens: wenn der Staat mit seinen Bediensteten über Veränderungen verhandelt, gewinnen immer die Bediensteten. Wie nun, wenn sich zumindest eine der drei Thesen als Irrtum erwiese? Ein Kommentar von Friedrich Gottlob Nagelmann .

Wenn die drei eingangs erwähnten Prämissen zutreffen – und sie wurden bisher in Österreich für unumstößlich wahr gehalten – dann muss mit einem Vorurteil aufgeräumt werden: nämlich, dass Beamtengewerkschaftsboss Fritz Neugebauer (ÖVP) ein harter Hund wäre, der stets erfolgreich verhandle. Mit dem Blatt in der Hand gewinnt auch eine Leberkäs-Semmel. Das wirkt sich natürlich positiv auf die durchschnittlichen Beamteneinkommen, die Arbeitszeiten sowie das Verteidigen von Zulagen und Privilegien aus der K & K Monarchie aus. Dementsprechend teuer ist das System, das alle gemeinsam finanzieren.

Daher gehrt es auch ein wenig im Bereich jener Bevölkerungsschichten, die sich nicht dem Beamten-Apparat zuzählen dürfen. Über 3.000 Euro pro Jahr zahlt jetzt schon jede/r ÖsterreicherIn für den Schuldendienst der Republik, für die nächste Generation wird das noch erheblich mehr (Stichwort Konjunkturpakete auf Pump). Bis weit in den Sommer hinein arbeitet jede/r ÖsterreicherIn im Schnitt für die öffentlichen Hände, danach fängt er an für sich selbst zu verdienen. Das wird noch schlimmer (Stichwort Pensionssystem, Krankenversicherung, Staatsverschuldung). Dazu eine veritable Weltwirtschaftskrise, ständig drohender Job-Verlust, Kurzarbeit, reale Einkommenseinbußen, Arbeitslosigkeit… wie gesagt: es gehrt ein weinig – sogar im braven Österreich!

Und wie geht es jenen Staatsdienern, die (zu Recht) nicht mehr pragmatisiert werden und für die eine Fülle der überkommenen Privilegien gar nicht mehr Vertragsbestandteil ihrer Dienstverhältnisse sind? Zwei Klassen auch innerhalb des Öffentlichen Dienstes, lustlos mitvertreten vom obersten Beamtengewerkschafter… Was ist mit dem Lehrer, dessen Hauptmotiv für die Jobwahl die Arbeit mit den Kindern war und nicht die viele Tages-, Wochen- und Jahresfreizeit? Es gehrt auch da.

Natürlich spinnt der amerikanische Wirtschafts-Nobelpreisträger, wenn er meint, Österreich könnte Pleite gehen. Aber irgendwie ein interessanter Gedanke – zumindest was Verhandlungen mit einer Leberkäs-Semmel betrifft.

Friedrich Gottlob Nagelmann ist Privatgelehrter in Rüdesheim und Sinabelkirchen

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