Postler: Niemand wollte sie! Und plötzlich wollen sie alle!

31. August 2012 | Von | Kategorie: Politik

Wien – Der Polizei fehlen hunderte Beamte zur Bekämpfung der Kriminalität. Bei der Post sitzen hunderte Beamte ohne Arbeit herum. Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat deshalb vorgeschlagen, betroffene Postler zur Exekutive umzuschichten. Auch aus anderen Ministerien sollen pragmatisierte Staatsdiener, die nicht mehr benötigt werden, ins Innenressort wechseln. Das weckt jedoch Begehrlichkeiten in anderen Ressorts: Der Streit um die Postler ist voll entbrannt!

Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) zeigt sich erfreut und denkt schon über möglich Einsatzfelder nach: „Ich sehe zum Beispiel kampferprobte ehemalige Schalterbeamte in der Verhandlungsführung bei Geiselnahmen. Die kann nichts aus der Ruhe bringen und sie würden auch niemals auf Forderungen ihres Gegenübers eingehen.” Auch könne sie sich vorstellen, ehemalige Postbedienstete mit Asylbelangen zu betrauen, wo sie ihre erprobten Stärken im Bereich der totalen Kommunikationsverweigerung ausspielen könnten. Auch erwarte sie hinsichtlich der Unternehmenskultur kaum Probleme für die „neuen Kollegen”: „Obrigkeitlicher Habitus gepaart mit innere Ruhe, die ihren manifesten Ausdruck in offensiv zur Schau gestellter Denk-, Schreib- und Bewegungsfaulheit findet, sollte auch ehemalige Postbediensteten keine Schwierigkeiten bereiten.”

Fraglich bleibt nur, ob Innenministerin Fekter sich nicht zu früh freut, denn auch andere Ressortchefs schielen begehrlich auf die derzeit rund 600 Postler, die in so genannten Jobcentern geparkt sind. So kann sich Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) „sehr gut vorstellen, Leute für das Verschnüren von Fallschirmen zu rekrutieren”, wie es in einer Aussendung heißt. Es gehe dabei um die richtige Mischung aus Fingerfertigkeit und Expertise im Zusammenhang mit Verpackungen, die letztlich doch aufgehen. Aber auch Wissenschaftsminister Johannes „Gio” Hahn (ÖVP) will die arbeitslosen Postler: „Wir finden seit Jahren keine Freiwilligen für Experimente im Bereich der Gen-Forschung.” In ein ähnliches Horn stößt Alois Stöger (SPÖ): Österreich drohe „ohne Echt-Tests” bei der Genmanipulation in der Reproduktionsmedizin völlig den Anschluss zu verlieren, beklagt der Gesundheitsminister.

Vorsichtig positiv reagiert die Postgewerkschaft. Man müsse sich die Pläne allerdings erst genauer ansehen, halte aber eine endgültige Stellungnahme noch in dieser Dekade für möglich.

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Originally posted 2009-07-01 20:30:31.

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