Filmreif: Die wahre Geschichte Jörg Haiders und seiner Millionen

3. September 2010 | Von | Kategorie: Chronik

Innsbruck, Hill Valley, Klagenfurt, Wien – 45 Millionen Euro sollen sich auf geheimen Konten Jörg Haiders in Liechtenstein befunden haben – seit Tagen sorgt dieses Gerücht für ein Rauschen im Blätterwald, wilde Spekulationen über das Zustandekommen der erklecklichen Summe geistern durch den heimischen Mediensumpf. salamiNEWS , die letzte Stimme der Vernunft in Österreich, beteiligte sich nicht an den üblen Verdächtigungen, recherchierte die Story penibel und entdeckte auf der Website WikiLeaks unter der schlichten Aktenzahl ZIDZ/4 ein brisantes Dokument, das die legale Herkunft der Gelder belegt: Haider machte sein Vermögen der Quelle zufolge mit Sportwetten. Überhaupt wird die Geschichte der Ära Haider umgeschrieben werden müssen.

Blicken wir zurück: im Herbst 1986 schickt sich ein schmächtiges Bürschchen an, in einer Kampfabstimmung den Vorsitz einer Gruppierung zu übernehmen, die kurz davor stand, ins rechte Eck abzudriften. Das wollte nun wirklich niemand im liberalen Österreich, aber woher konnte der junge Haider, der sich Tags zuvor eine 300 Millionen Schilling-Erbschaft unter den Nagel gerissen hatte, wissen, dass ein Putsch des nationalen Parteiflügels unmittelbar bevorstand? War es besonderes Gespür, das man ihm später nachsagte?

Die Wahrheit ist tatsächlich eine Tochter der Zeit und klingt so unglaublich wie faszinierend zugleich: Haider war zurück aus der Zukunft. Das bestätigt der Plot in den aufgetauchten Unterlagen genauso wie die historischen Filmaufnahmen des Innsbrucker Parteitags, wo unter den Honoratioren der Partei ein weißhaariger Herr zu sehen ist, den viele irrtümlich als Dr. Otto Scrinzi identifizierten. Tatsächlich handelte es sich aber um Dr. Emmett Brown, einen US-amerikanischen Wissenschafter.

Haider hatte ihn im Rahmen eines Studienaufenthalts in den Vereinigten Staaten kennen gelernt, als er sich Zimmer und Bett mit seinem Kommilitonen Marty McFly teilte. Der “Doc”, wie ihn Haider später liebevoll nennen sollte, hatte eines Abends angerufen und die jungen Männer aufgefordert, sich umgehend zu bekleiden und zum Parkplatz des lokalen Einkaufszentrums zu kommen. Dort führte Brown den beiden eine von ihm erfundene Zeitmaschine vor, die er in einen Sportwagen eingebaut hatte. Da der Wissenschafter Plutonium für den Betrieb des Fluxkompensators von einem lybischen Revolutionsführer erworben hatte, war ihm das FBI auf den Fersen. Agenten des Dienstes entdeckten Brown auf dem Parkplatz und erschossen ihn. McFly und Haider flüchteten in dem Sportwagen und aktivierten dabei versehentlich die Zeitmaschine durch das Beschleunigen des Wagens auf 141 km/h, wodurch sie in das Jahr 2015 reisten. Brown hatte zuvor die Zeitmaschine auf den 21. Oktober 2015 eingestellt, um einen Zwischenfall zu verhindern, der die gesamte Familie McFly ruinieren würde.

Während McFly seine persönlichen Angelenheiten regelt, erfährt Haider, dass Österreich als Teil der Vereinigten Staaten von Europa prosperiert, das Volk aber dem Untergang geweiht ist, da es die anständigen Veteranen der Waffen-SS, die einen Charakter haben und ihrer Überzeugung treu geblieben sind, nicht länger in Ehren hält. Auch um die FPBZÖPK, Haiders politische Heimat, ist es nicht zum Besten bestellt: unter ihrem Anführer Biff Strache ist sie zu einer unbedeutenden Gang verkommen, die lieber dem Paintball-Spiel fröhnt statt eine ordentliche Beschäftigungspolitik zu machen. Haider spürt die patriotische Verantwortung, seinem Land zu dienen, in sich aufkeimen und beschließt zu handeln. Er kontaktiert das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und erwirbt das Handbuch des Rechtsextremismus in Österreich. Aus der Publikation geht hervor, dass der Niedergang der F-chen im Jahr 1986 begann, als der ultranationale Horst Jakob Rosenkranz an die Spitze der FPÖ gewählt wurde und die Partei aus dem Verfassungsbogen herausführte.

Haider und McFly reisen zurück in das Jahr 1976, wo sie den “Doc” rechtzeitig vor dem letalen Zusammentreffen warnen können. Dieser überlässt Haider, der immer schon ein Faible für flotte Flitzer hatte, aus lauter Dankbarkeit seinen umgebauten DeLorean. Haider importiert den Wagen nach Österreich, arbeitet fortan unaufhaltsam an seinem Aufstieg in der Partei und landet schließlich 1986 den großen Coup. An der Spitze der freiheitlichen Bewegung schart er eine Gruppe junger Männer um sich, mit der er das Land modernisiert und knüpft Kontakte zu Saif al-Gaddafi, der ihm den Zugang zu Plutonium ermöglicht. “Doc” Brown, der in der Zwischenzeit seinen Alterssitz auf den großzügigen Latifundien im Bärental aufgeschlagen hat, baut den Fluxkompensator in einen Porsche ein, mit dem Haider von nun an ausgedehnte Reisen unternimmt – im Volksmund ist das geflügelte Wort “Bin schon weg, bin wieder da” noch heute lebendig.

Als Schweigegeldzahlungen und aufwändiger Lebensstil ein finanzielles Loch in die Parteikasse reißen, greift Haider eine Anregung seines ehemaligen Studienfreundes McFly auf, erwirbt auf einem seiner Ausflüge den großen FIFA-Almanach des Weltfußballs und macht in den 1990er-Jahren ein Vermögen mit Sportwetten, als er unter anderem Österreichs 0:9 gegen Spanien und das 0:1 gegen die Färöer-Inseln korrekt vorhersagt. Nebenbei entzaubert er den talentierten Jungpolitiker Wolfgang Schüssel: der einstmals umgängliche und eloquente ÖVP-Mandatar kommt verbittert und schmallippig von einem gemeinsamen Trip zurück, nachdem er in der Zukunft erfahren musste, dass seine Karriere auf Grund eines beispiellosen Wählerirrtums als siebenter Zwerg von links im Nationalrat enden wird.

Haiders Buberlpartie dagegen profitiert von den Reisen in die Zukunft: die treudoofen Weggefährten sammeln wertvolle Informationen über Privatisierungen und Rüstungsgeschäfte, die sie nach ihrer Rückkehr als Lobbyisten, Werbeagenturbesitzer und Immobilienhändler zu barem Geld machen. Einzig der inferiore Spross eines carinthischen Autohändlers verzichtet auf Besuche in fernen Zeiten – offiziell in Sorge, dass seine weiße Hilfiger-Weste und sein seidig wallendes Fönhaar im Raum-Zeit-Kontinuum Schaden nehmen könnten, munkelt man hinter vorgehaltener Hand, dass er sich den Anblick seines verlebten Weibes so lange wie möglich ersparen möchte.

Das Finale der Story rund um die jugendlich wirkende Spaßfraktion ist dramatisch: nach einem entspannten Abend im “Stadtkrämer” verunglückt Übervater Haider 2008 mit seinem VW Phaeton in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Klagenfurt, als er seinen Boliden wieder einmal auf 141 km/h beschleunigt, der Fluxkompensator aber nicht die Betriebstemperatur erreicht, weil die Sitzheizung der Luxuskarosse einen Teil der für die Zeitreise benötigten Energie verschlingt.

Im Gespräch mit salamiNEWS bestätigt Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, die Authentizität des aufgetauchten Dokuments und spricht von einem Dilemma der Justiz: der in der Öffentlichkeit entstandene Eindruck, dass gegen prominente Politiker und deren Umfeld keinerlei Ermittlungsschritte gesetzt werden, sei grundfalsch, denn die Anklagebehörden wissen seit langem, dass alle in ihrem Visier stehenden Personen über jeden Verdacht erhaben sind. Bedauerlicherweise dürfen sie jedoch auf Grund einer Vereinbarung mit den Universal Studios keine Details zu “Zurück in die Zukunft 4″ vor dem Start der Produktion in den Kinos veröffentlichen.

Fraglich sei zudem, welche Implikationen sich durch den fünften Teil der Erfolgsserie ergeben werden. Jarosch deutet an, dass Haider von einem solariumgegrillten Landei davor gewarnt wird, sich bei Zeitreisen das Gesäß wärmen zu lassen, und der feuchtfröhliche Abend im “Stadtkrämer” mit einem harmlosen Filmriss im Extrazimmer endet. Dann allerdings wäre die Gegenwart sowieso eine andere, Kärnten reich und die Sonne niemals vom Himmel gefallen. Auch unser Gespräch würde dann so nicht stattfinden, gibt Jarosch zu bedenken und mahnt zur Zurückhaltung: “Nestbeschmutzer werden dann nichts mehr zu lachen haben, also akzeptieren sie es lieber gleich: manchmal ist es eben einfach so, dass man sich vorkommt wie in einem schlechten Film!”

Für salamiNEWS : Andreas Überberger

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Ein Kommentar auf "Filmreif: Die wahre Geschichte Jörg Haiders und seiner Millionen"

  1. Axel Zwischenberger sagt:

    Das – die für den Fluxkompensator nötige Geschwindigkeit von 141 km/h – erklärt natürlich auch die wahren Hintergründe der Spiegel-Meldung vom 4.9.10 aus dem US-Bundesstaat Nevada:

    “… Autofahrer sollten auf bestimmten Highways das Gaspedal etwas mehr durchdrücken dürfen, schlug der unabhängige Kandidat Gino DiSimone jetzt vor. Bis zu 145 km/h hat er im Sinn und damit einen Wert deutlich über der Geschwindigkeitsbegrenzung, die auf den meisten US-Straßen gilt. Mit dieser im wahrsten Sinn des Wortes flotten Idee will der Politiker nicht etwa den Fahrspaß Tempolimit-geplagter Amerikanern erhöhen, sondern die Staatseinnahmen. Für Fahrer, die es besonders eilig haben, soll dann gegen eine Gebühr von 25 Dollar ein Raser-Privileg für einen Zeitraum von 24 Stunden freigeschaltet werden. (…)
    DiSimone will ausgerechnet haben, dass sein Plan schätzungsweise eine Milliarde Dollar pro Jahr einbringen würde – Geld, das der Haushalt von Nevada zu diesem Zeitpunkt außerordentlich gut gebrauchen könnte….”

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