Übernahme-Sensation bei Quelle: Retten Ösis nächsten deutschen Vorzeigebetrieb vor Pleitegeier?

6. September 2010 | Von | Kategorie: Wirtschaft

Wien, Nürnberg – Das Überleben des schwer defizitären Versandhändlers Quelle wird nun doch wieder wahrscheinlicher. Die österreichische Staatsholding ÖIAG hat offiziell ein Angebot für die Übernahme von Quelle Österreich um einen Euro gestellt. Die Schulden des Unternehmens werden – wie schon bei den Banken – vom Steuerzahler übernommen, heißt es aus der ÖIAG. Nun sollen auch andere Geschäftsbereiche von Eigentümer Primondo verkauft werden. Nach der so gut wie  gescheiterten Übernahme von Opel soll Magna an Quelle Deutschland interessiert sein. Die Österreicher würden damit den zweitgrößten Versandhändler Europas übernehmen.

Das Überleben des insolventen deutschen Versandhauskonzerns Quelle wird Analysten an der Frankfurter Börse zufolge wieder wahrscheinlicher. “Wir hatten zwar nicht mehr an einen Gesamtverkauf geglaubt”, zitiert die Financial Times Deutschland Teilnehmer der Übernahmeverhandlungen, „aber das Interesse der Österreicher macht allen Beteiligten wieder Mut.“ Zuversichtlich sei man nicht zuletzt auch deswegen, weil man das Interesse des Autozulieferers Magna sehr ernst nehme: „Stellen Sie sich vor, Sie haben in der Garage einen Mercedes, einen BMW, einen Porsche, einen Audi und einen Opel stehen. Wenn Ihnen dann jemand den Opel abkaufen will, dann glauben Sie ihm auch, dass er Quelle kaufen will“, bestätigte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Jörg Nerlich gegenüber der Presse.

Aus der Magna Europa-Zentrale war bis dato keine offizielle Stellungnahme zu erhalten. Hinter vorgehaltener Hand war aber zu erfahren, dass man nach Übernahme aller Schulden durch die Bundesrepublik Deutschland überzeugt sei, auch die deutsche Quelle wieder auf Kurs und, nach entsprechender Konsolidierung des Mitarbeiterstandes, wieder in die Gewinnzohne zu führen. Das gleiche Modell könne man sich natürlich auch eine Stufe höher für den Mutterkonzern Primondo vorstellen. Frisches eigenes Geld werde man so oder so nicht in die Hand nehmen, heißt es aus Oberwaltersdorf.

Hinter der Zukunft des Universalversenders Quelle standen seit dem Insolvenzantrag von Primondo und dessen Mutterkonzern Arcandor im Juni große Fragezeichen. Im September einigte sich Insolvenzverwalter Nerlich in mühevollen Verhandlungen mit den Banken, Quelle zumindest bis zum Jahresende weiter zu finanzieren. Quelle gilt als hoch defizitär, für andere Primondo-Töchter, wie die Spezialversender oder den Shopping-TV-Kanal HSE 24, hatten sich hingegen sofort Interessenten gefunden. „Da hinter der ÖIAG aber die österreichischen und hinter Magna die russischen Steuerzahler stehen – oder die russische Mafia? – ist ja auch egal, glauben wir nun wieder fest an einen Verkauf der ganzen Ruine“, zeigt sich Nerlich zuversichtlich.

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Originally posted 2009-10-28 21:00:18.

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