Guttenberg: Soldaten sind zum aufeinander Schießen da!

30. November 2012 | Von | Kategorie: Politik

Berlin – Mit präzisen Begriffsbestimmungen rund um das Thema Krieg lässt Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) aufhorchen. Nach heftigen Gefechten zwischen deutschen Einheiten und den afghanischen Taliban, bei denen auch Todesopfer zu beklagen waren, stellt der Minister klar, dass man im Zusammenhang mit dem Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan „zwar umgangssprachlich von kriegsähnlichen Zuständen oder gar von Krieg“ sprechen könne, präzise sei dies aber nicht. Für einen echten Krieg fehlen laut Guttenberg wesentliche Definitionsmerkmale. Er selbst bevorzuge daher den Begriff „Einfriedung“.

„Umgangssprachlich kann man das, was wir in Afghanistan machen vielleicht als Krieg bezeichnen“, erklärt Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg vor versammelten Pressevertretern in Berlin. In Wahrheit sei Krieg aber etwas, das zwischen mindestens zwei Staaten stattfinde, und von Afghanistan gehe keine unmittelbare Bedrohung für das deutsche Bundesgebiet aus. „Echter Krieg ist erst, wenn man gegenseitig Städte bombardiert, Raketen aufeinander abfeuert und so. Womöglich sogar mit Seeschlachten, U-Booten usw.“, präzisiert Guttenberg. Die afghanischen Taliban hätten aber gar keine Flugzeuge für Bombenangriffe, ja nicht einmal ordentliche Interkontinentalraketen. Die deutschen Truppen in Afghanistan hätten also vielmehr die Aufgabe das Land zu befrieden – er selbst bevorzuge jedoch den Begriff „Einfriedung“.

Von Journalisten darauf hingewiesen, dass es ja auch Bürgerkriege gebe, auf die Guttenbergs Theorie von mehreren teilnehmenden Staaten nicht notwendigerweise zutreffe, erklärt der Verteidigungsminister: „Auch als Beteiligung an einem Bürgerkrieg kann man den deutschen Einsatz nicht bezeichnen, da die deutschen Soldaten keine afghanischen Bürger sind.“ Das begreife jedes Kind, wie der Minister augenzwinkernd hinzufügt.

Natürlich sei der Einsatz aber gefährlich, so wie Schifahren oder der Besuch eines Fußballmatches. Das sei aber allen zu jedem Zeitpunkt bewusst gewesen. Deswegen von zumindest „kriegsähnlichen Zuständen“ zu sprechen – er räume ein, dies unbedacht selbst getan zu haben – sei aber verfehlt. George Bush habe da vermutlich mit seinem „Krieg gegen den internationalen Terrorismus“ erheblich zur Sprachverwirrung beigetragen. Auch da gebe es nämlich keine Seeschlachten oder Luftgefechte. Er bevorzuge daher die europäische Sprachregelung von der Befriedung, welche schon von den alten Römern für ihre Eroberungsfeldzüge verwendet wurde. „Im Übrigen funktioniert Krieg im eigentlichen Sinn viel besser zwischen Nachbarländern – wegen des Einmarschierens und der Frontverläufe“, ist Guttenberg überzeugt.

Man könne daher den deutschen Einsatz gar nicht beenden, weil nichts sei. Das wäre etwa so, wie wenn man die Stationierung von deutschen Truppen in Bayern beende. „Das wäre blanker Unsinn“, bekräftigt Guttenberg: „Das würde niemand wollen.“ Und was die Gefechte deutscher Einheiten mit den Taliban angehe, müsse er schon betonen, dass Soldaten schließlich zum aufeinander Schießen da seien. „Man sollte sich halt nicht treffen lassen“, fügt Guttenberg aufgeräumt hinzu.

GD Star Rating
loading...

Originally posted 2010-04-07 21:00:06.

Tags: , , , ,

Schreibe einen Kommentar