44-jähriger Wiener für „links stehen“ auf Rolltreppe zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

20. Januar 2010 | Von | Kategorie: Chronik

Wien – Am Landesgericht Wien wurde gestern der 44-jährige Elektromeister Karl F. aus Wien Favoriten zu zweieinhalb Jahren Haft (8 Monate davon unbedingt) verurteilt, weil er vor drei Monaten unerlaubter weise auf einer abwärts fahrenden Rolltreppe in der U-Bahn-Station Westbahnhof links gestanden ist. Dabei hat er das klar ausgeschilderte Gebot: „Bitte rechts stehen!“ vorsätzlich missachtet.

Nachdem das unerhörte Vergehen zu einer Rudelbildung geführt hatte, bei der es zu Handgreiflichkeiten von erbosten U-Bahn-Benutzern, die alle ganz wichtige Termine hatten und auf keinen Fall die gerade einfahrende U3 verpassen wollten,  gegen Karl F. gekommen war, wurde er vom Stationspersonal vorübergehend in Schutzhaft genommen und dann der Polizei übergeben.

In der nachfolgenden Gerichtsverhandlung vor dem Landesgericht zeigte sich F. völlig uneinsichtig. „I steh wo i wü, wurscht wer sie hinter mir einbremsen muss,“ meinte der Elektromeister. „Des is ja a Rolltrepp`n und ka Lauftrepp`n. Wenn aner unbedingt renna wü, dann soll er sie über die Stieg`n hauen.“ Nach diesen provokanten Aussagen kam es unter den Gerichtskiebitzen zu lautstarken Unmutsäußerungen. „Hängt´s eahm auf, das Revoluzzerschwein,“ oder „Bind´s eahm an a Rolltreppen bis eahm z´reisst“, waren nur einige der Vorschläge, die auf den Angeklagten nieder prasselten. Erst nach 15 Minuten konnte die vorsitzende Richterin wieder für Ruhe und Ordnung im Saal sorgen.

Auf die Tatsache angesprochen, dass zweieinhalb Jahre für ein solches Vergehen doch sehr hart wirken – vor allem im Vergleich zu Bankstern, die die Ersparnisse von Millionen vernichtet und dafür noch Boni kassiert haben -, meinte ein Sprecher des Justizministeriums: „Wir müssen uns auf Fälle konzentrieren, die unsere Staatsanwälte auch verstehen. Ladendiebstahl, Taschendiebstahl, Links stehen, das sind Dinge die auch wir verstehen und verfolgen können“, meinte Mag. Klaus Rechtler.

Außerdem habe Franz F. der Wirtschaft weit mehr geschadet als viele Finanzmanager und Bankster. „Wenn sie die U-Bahn kennen, dann wissen sie, dass dort jeden Tag hunderttausende WienerInnen gut gelaunt, optimistisch, lächelnd, fröhlich und zuvorkommend zur Arbeit fahren,“ ergänzte Rechtler. „Durch sein Verhalten auf der Rolltreppe hat Franz F. viele hunderte Menschen schwer verstört, sie in eine schlechte Laune versetzt und damit die Produktivität dieser Stadt massiv in Mitleidenschaft gezogen.“ Rechtler schätzte, dass die durch den „Rolltreppen-Vorfall“ entstanden Schadenssumme in die hunderte Millionen Euro geht.

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Originally posted 2009-01-22 22:00:56.

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