Norbert Stegers Abrechnung mit der FPÖ

22. September 2013 | Von | Kategorie: Exklusivinterviews , Politik

Wien – Ex-FPÖ-Chef Norbert Steger im Exklusiv-Interview mit MeinEURO.a t über Jörg Haider, HC Strache, freie Liebe, lustige Bärte und seinen Versuch, die FPÖ zu liberalisieren. Eine stringente Abrechnung!

MeinEURO.at: Sie wollten in der FPÖ so etwas wie ein liberales Gegengewicht zum deutschnationalen Kreis bilden. Wenn man sich die FPÖ heute anschaut: Haben Sie versagt?

Norbert Steger: Ich habe als Alt-68er etwa 1970 innerhalb der FPÖ die Hippy-Kommune Wiener Kreis gegründet. Der Grundgedanke war: Wir lassen uns alle lustige Bärte wachsen – auch die Frauen – und praktizieren die freie Liebe. Jugend ist manchmal: Yes, we can. Der Glaube, die Welt verändern zu können. Mein Ziel war es aus der freiheitlichen Partei eine recht freizügige Partei zu machen.

MeinEURO.at: Aber warum sind Sie dann der stramm rechten FPÖ beigetreten, wäre das nicht bei den Linken viel leichter gewesen?

Steger: Ja, aber die haben mich nicht wollen. Mir waren diese SS-Veteranen eh unsympathisch und die Frauen in der Partei waren auch eher schiach. Ich wollte eigentlich gleich wieder austreten.

MeinEURO.at: Und warum sind Sie nicht?

Steger: Ich dachte, nein, wir müssen die Partei auch für attraktivere Menschen attraktiver machen. Letztlich bin ich gescheitert.

MeinEURO.at: Wie liberal sehen Sie die heutige FPÖ?

Steger: Die jetzige Partei ist noch spießiger als zu meiner Zeit. Zeigen Sie mir einen einzigen lustigen Bart.

MeinEURO.at:
Gorbach?

Steger: Ist beim BZÖ.

MeinEURO.at:
Wie haben Sie Haider kennen gelernt?


Steger:
Gar nicht.

MeinEURO.at:
Aber Haider hat Sie doch am Innsbrucker Parteitag 1986 weggeputscht!

Steger: Ach den Haider meinen Sie. Der hat nie akzeptiert, dass vor ihm jemand mit einem lustigen Bart ist. Das halte ich für legitim. Es ist in Ordnung, dass man glatt rasiert Chef werden will und den alten Chef mit einem lustigen Bart ablöst. Aber deswegen hätte er nicht gleich auch meine Hippy-Kommune auflösen müssen.

MeinEURO.at:
Ging es Haider um Ideologie oder um Macht?


Steger:
Ich glaube ganz fest, dass Haider nie einen lustigen Bart hatte. Geraucht hat er auch nichts. Das ist legitim, aber mit dieser Einstellung hat er in einer freizügigen Partei nichts verloren. Ich will jetzt nicht, dass er wie die Göttin Diana heroisiert wird, weiß aber auch nicht genau warum. Er hat überhaupt keine hübschen Frauen in die Partei gebracht, sondern bloß Burschenschafter. Verstehen Sie mich nicht falsch, es gibt wunderbare Burschenschafter mit total ulkigen Bärten, aber auch schreckliche.

MeinEURO.at:
Was ist das Schreckliche an den schrecklichen Burschenschaftern?

Steger:
Die intolerante Verengung. Für Intoleranz gibt´s bei mir null Toleranz. Da steh’ ich auf und geh’.

MeinEURO.at:
Wann hatten Sie denn Ihre letzte Diskussion dieser Art?

Steger: Mit dem Ewald Stadler – ich hab zu ihm gesagt: Schau, du warst und bleibst für immer ein klerikaler Nazi. Wir finden sicher keine gemeinsamen Positionen. Das war keine Beleidigung, sondern eine politische Bewertung. Der würde mir nicht einmal mit einem lustigen Bart gefallen.

MeinEURO.at:
Und der Strache?

Steger:
Ja, der ist schon hübscher als der Stadler, hat aber auch keinen Bart. Aber der Faymann auch nicht…

MeinEURO.at:
Glauben Sie, die FPÖ ist derzeit die liberalste Partei im Parlament?

Steger: Nein, bestimmt nicht.

MeinEURO.at:
Wir verstehen nämlich nicht, wieso Sie – als bartbesessener Freigeist – FPÖler sind?

Steger: Ich auch nicht.

MeinEURO.at:
Sie wollen die FPÖ aber noch immer verändern?

Steger:
Wenn es mir gelingt, dass Strache sich einen lustigen Bart wachsen lässt, ist das schon was.

MeinEURO.at:
Herr Steger, verzeihen Sie die offene Frage, aber sind Sie sicher, dass Sie noch genug Tassen im Schrank haben für die Politik – selbst für die FPÖ?

Steger:
Ja, wieso?

MeinEURO.at: Nun, das klingt alles etwas wirr. Finden Sie nicht?

Steger: Politik muss wirr klingen.

MeinEURO.at: Etwas völlig anderes: waren Sie mit Haider je befreundet?

Steger: Wer ist Haider?

MeinEURO.at:
Der Mann ohne Bart, der Sie damals abmontiert hat!

Steger:
Ich war als FPÖ-Obmann damals durch die Politik gut, nett und mit meinem lustigen Bart auch schön. Durch meine Demontage habe ich das größte Geschenk bekommen: ich war wieder bös, fies und trotz meines lustigen Bartes auch schiach. Dadurch habe ich mein Selbstwertgefühl zurück bekommen.

MeinEURO.at:
Das haben Sie demnach Jörg Haider zu verdanken?

Steger:
Ja, dafür liebe ich ihn.

MeinEURO.at:
Haben Sie sich nach dem Parteitag 1986 also auch wieder versöhnt?

Steger:
Mit wem?

MeinEURO.at:
Jörg Haider?


Steger:
Ach mit dem. Was macht der jetzt?

MeinEURO.at: Herr Steger, vielen Dank für dieses Gespräch?

Steger: Welches Gespräch?

MeinEURO.at: Äh?

Steger: Ich mag übrigens Ihren Bart, junge Frau.

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Originally posted 2008-11-18 16:38:15.

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Ein Kommentar auf "Norbert Stegers Abrechnung mit der FPÖ"

  1. Josefine Pröll sagt:

    Hast an Germknedl im Schedl?

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