Goldene Palme für Österreich in Cannes! Haneke packt aus!

19. März 2012 | Von | Kategorie: Exklusivinterviews , Kultur

Cannes – Nach den Erfolgen bei Oskarverleihungen in Venedig und Berlin, hat der österreichische Film nun auch bei den Filmfestspielen in Cannes zugeschlagen. Im Schatten goldener Palmen räkeln sich ab sofort auch Schauspieler Christoph Waltz und Regisseur Michael Haneke. Letzterer gehört in Cannes fast schon zum Inventar und hat sich über Nebenpreise in den letzten Jahren heuer mit seinem Film „Das weiße Band” ganz an die Spitze gedreht. Lesen Sie exklusiv im salamiNEWS -Interview, warum er Filme macht, die sich niemand anschaut.

salamiNEWS : Ihr neuer Film “Das weiße Band” hat diese Woche bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Bereits 1997 haben Sie mit “Funny Games” zum ersten mal am Festival teilgenommen. Sind Sie nun am Ziel einer Reise?

Haneke: Mit meinen vielen erfolglosen Wettbewerbsteilnahmen habe ich die Jury weich gekocht. Sie haben mir endlich geglaubt, dass ich ihnen jedes Jahr wieder einen Film einreichen würde, den sie sich dann anschauen müssen.

salamiNEWS : “Code inconnu” war eine französische Produktion. Funny Games hingegen hört sich eher arabisch an. Haben Sie dieses Jahr gewonnen, weil Sie mit dem weißen Band endlich etwas Zünftiges eingereicht haben?

Haneke: Nein, ich habe ihnen gedroht, dass ich für nächstes Jahr schon eine Idee für einen schwedischen Film im Stile Ingmar Bergmanns habe. Das hat offensichtlich gewirkt.

salamiNEWS : Können Sie unseren Lesern etwas über die Geschichte vom „weißen Band” verraten, damit sie in sich nicht ansehen müssen?

Haneke: Nein.

salamiNEWS : Doch, bitte!

Haneke: Natürlich hat der Film thematische Beziehungen zu meinen früheren Arbeiten: die Problematik der interindividuellen Kommunikation und die Frage, was Realitätsdarstellung im Kino bedeutet. Die Selbstreflexion des Mediums scheint mir eine unabdingbare Prämisse für die Kunstform Film.

salamiNEWS : Echt? Ich habe kein Wort verstanden.

Haneke: Ich weiß.

salamiNEWS : Ist “Das weiße Band” von einer ähnlichen Kompromisslosigkeit wie Ihre bisherigen Filme?

Haneke: Das müssen andere beurteilen. “Kompromisslosigkeit” ist ein Attribut, das mir gern von außen aufgeklebt wird. Ich kann nicht von mir selber sagen, ich sei kompromisslos, radikal oder puristisch, obwohl ich das jetzt sehr geschickt noch einmal verstärkt habe, damit ihre Leser mich so sehen.

salamiNEWS : Waren Ihnen diese Zuschreibungen in der Vergangenheit manchmal lästig?

Haneke: Man arbeitet ja nicht, um bestimmte Attribute zuerkannt zu bekommen. Man macht Dinge, weil man glaubt, dass es notwendig ist, sie zu machen. Im Prinzip arbeitet man für ein paar Leute, die einem wichtig sind, der Rest ist Zubrot. Die Attribute, die mir gefallen, erzeuge ich in Interviews, indem ich irgendwelche Trottel total manipuliere, quasi instrumentalisiere. Und das schönste ist, die merken das meist gar nicht, verstehen nicht die Bohne.

salamiNEWS : Das habe ich jetzt aber nicht verstanden.

Haneke: Egal.

salamiNEWS : Würden Sie gerne mal einen Film machen, der auch an der Kinokasse Erfolg hat?

Haneke: Wozu?

salamiNEWS : Herr Haneke, danke für dieses Interview.

Haneke: Bitte.

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Originally posted 2009-05-27 21:00:05.

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